Von Asien nach Westen

   


Verbreitung im Westen


Überblick

Spanien
Italien
Österreich
Frankreich
Deutschland
Schweiz
England
Amerika



Überblick

Einige Jahrhunderte vor seiner Herstellung in Papiermühlen vor Ort war Papier in Europa nur als teure arabische Importware erhältlich. Damals verwendeten die Europäer überwiegend Pergament, aber sobald Papier zu einem heimischen Erzeugnis geworden war, ersetzte es bald die teureren Materialien.

Die europäische Papierproduktion - und damit die dritte Epoche der Papierherstellung - nahm ihren Ausgang in Spanien. Über Italien und Südfrankreich breitete sich das neue Gewerbe langsam in ganz Mitteleuropa aus. Der Beschreibstoff Papier löste aber nicht einhellige Begeisterung aus. Peter von Cluny schreibt über seine Studienzeit im maurischen Toledo, er habe dort Bücher aus Pergament, Papyrus und aus "abgenutzter Leinwand oder womöglich noch schlechterem Stoff" gesehen. Kaiser Friedrich II. erliess ein Verbot, notarielle Urkunden und Erlässe auf Papier auszufertigen, und in den Statuten der Stadt Padua von 1236 wurde festgehalten, dass Urkunden auf Papier ohne Rechtskraft seien. Neben der geringeren Haltbarkeit gegenüber dem Pergament mag auch die arabische Herkunft des Papiers für dessen zögernde Verbreitung in christlichen Ländern verantwortlich gewesen sein.

Papier fand Eingang in die Schreibstuben und Kanzleien der Klöster und Städte und diente zunächst in erster Linie sakralen Zwecken (christliche Schriften, Votivbilder vom Leben Jesu Christi, Ablassgebete für Wallfahrer). Der Papiermacher des Mittelalters arbeitete bereits in einem wohlorganisierten Betrieb. Er benötigte ein auch für die damaligen Verhältnisse bedeutendes Kapital und beschäftigte mehrere Gesellen sowie Lehrlinge und Mägde.

Im Zuge der Entwicklung neuer Druckverfahren, insbesondere der Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gensfleisch vom Gutenberg (um 1446), gewann Papier an Bedeutung bei der Veröffentlichung von Büchern und Zeitschriften, da diese nunmehr in größeren Auflagen hergestellt werden konnten. Neue Methoden der bildlichen Darstellung wie Holzschnitt, Radierung und Kupferstich ermöglichten den Gebrauch von Papier für gedruckte Bilder. Mit der Ausweitung des Handels stieg die Nachfrage nach hochwertigem Papier enorm; man benötigte es für Urkunden, Zeugnisse, Verträge, Geldscheine, Erlässe und für Bücher, während billigere Sorten als Verpackung Verwendung fanden.

Die Vielfalt von Papier zeigte sich im 17. und 18.Jahrhundert in England, als immer mehr Mühlen die unterschiedlichsten Papier- und Kartonarten, lackierte Erzeugnisse zum Beispiel Spielkarten aus zusammengeleimten Bogen herzustellen begannen.

Die steigende Nachfrage und die Erkenntnis, dass das Papiermachen ein einträgliches Geschäft war, führten schließlich zur Entstehung einer bedeutenden Industrie.

 
     



Spanien

Bei Eroberungszügen in Nordafrika und Spanien brachten die Araber die Papiermacherkunst bis in das südliche Europa. Schon im Jahre 1144 wurde in Xativa bei Valencia das erste Papier auf europäischem Boden hergestellt. Jüngste Forschungen weisen bedeutende Manufakturen auch in Cordoba und Sevilla nach.



Italien

Die ersten Papiermühlen in Italien entstanden in Fabriano bei Ancona (1268 bezeugt) und Amalfi.



Österreich

Das älteste in Österreich hergestellte Blatt Papier, das im Archiv des Stiftes Heiligenkreuz aufgefunden wurde, ließ sich an seinem Wasserzeichen identifizieren. Die Glocke, die es trägt, schließt jede Verwechslung mit der damaligen italienischen Importware aus. Man nimmt an, dass es in jener Papiermühle geschöpft wurde, die Jan der Turs von Rauhenegg um das Jahr

1321 in Leesdorf bei Baden

gegründet haben soll. Folgende älteste Papiermühlen sind nachweisbar:

1469 an der Traisen bei St. Pölten
1498 bei Wiener Neustadt
1517 bei Graz.

Laufend entstanden weitere Papiermühlen, so dass im 16. Jahrhundert die Papiermacherei bereits in ganz Österreich verbreitet war.

 

 
     



Frankreich


Aus der Mitte des 13.Jahrhunderts datieren die ersten auf Papier geschriebenen Dokumente. Die ersten Produktionstätten für Papier finden wir

1326 in Ambert (heute als Papiermühle Richard de Bas noch in Betrieb)
1348 in Troyes und
1354 in Essones bei Paris




Deutschland

Mit Hilfe in Italien ausgebildeter Handwerker baute der Kaufmann und Ratsherr Ullman Stromer (Stromeier) die vor den Toren der Stadt Nürnberg gelegene "Gleismühle" in eine Papiermühle um (1390). Seine Tagebuchaufzeichnungen sind der erste gesicherte Bericht über die Papiermacherei auf deutschem Boden. Die Mühle - abgebildet in der Weltchronik von Hartmann Schedel 1493 - war ursprünglich mit zwei Wasserrädern und 18 Stampfhämmern ausgerüstet.
Weitere Papiermühlen entstanden in der Folge in Ravensburg, Chemnitz, Straßburg, Liegnitz, Lübeck, am Niederrhein, bei Lüneburg und in Metz.



Schweiz

Die älteste sichere Nachricht vom Bestehen einer Papiermühle in der Schweiz stammt aus dem Jahre 1432 und betrifft die bei Freiburg gelegene Papiermühle von Belfaux an der Sonnaz. Ob in der Papiermühle von Marly bei Freiburg schon vorher Papier hergestellt wurde, ist nicht belegt. Kurze Zeit später wurden in fast allen Gebieten der Schweiz Papiermühlen eingerichtet:

1440 vor dem Riehentor in Basel
1448 zu St.Alban in Basel
1460 zu Thal und in Worblaufen, in der Nähe von Bern
1472 auf dem Werd in Zürich
1477 in Serrieres bei Neuenburg

und an vielen anderen Orten. Das Zentrum der Papiermacherei war Basel, wo im Jahre 1576 sieben verschiedene Betriebe arbeiteten. Ihre Papiere hatten einen ausgezeichneten Ruf und wurden auf allen großen Messen des Rheingebietes verkauft.

 
     



England

Um 1490 wird die erste Papiermühle von John Tate nahe Stevenage in Herfortshire erwähnt. 1588 hatte Sir John Spielman eine Papiermühle bei Dartford. Die Existenz einer Mühle bei Cannock Chase in Staffordshire ist ebenfalls nachweisbar. In der Mitte des 17.Jahrhunderts finden sich einige Papiermühlen in Buckinghamshire, Oxfordshire and Surrey.



Amerika


Im Jahr 1688 siedelte sich Willam Rittenhouse (Wilhelm Rittenhausen), geboren 1644 in der Nähe von Mülheim an der Ruhr (Deutschland), in Germantown (bei Philadephia, Pensilvania) an. Der hauptsächlich in Holland ausgebildete Papiermacher erbaute dort 1690 mit seinen Söhnen, welche ebenfalls Papiermacher waren, am Ufer des Monoshone Creek die erste Papiermühle in den damaligen nordamerikanischen Kolonien. 1701 wurde die Mühle durch Hochwasser zerstört, der folgende Neubau kurz darauf durch Feuer. Eine dritte Mühle bestand weit ins 18.Jahrhundert hinein.

 
     





 
     
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