Die Erfindung des Papiers

   




Chinesisches Papier


Die Wiege der Papierherstellung liegt im Fernen Osten, in China. Dort wurden Seidenbänder schon lange als Schriftträger verwendet, waren aber sehr teuer und kostbar. Bei der Seidengewinnung fällt beim Kochen der Seidenraupen-Kokons Flockseide an (die äußere, wirre Fadenschicht), welche im textilen Bereich Verwendung fand. Die noch verbleibende Fasersuspension wurde herausgeschöpft, gepresst, getrocknet und als Beschreibmaterial genutzt. Eine weitere Frühform des Papiers. Dieses Produkt war aber weich und von minderer Qualität. Erst die entscheidende Entdeckung, Hanffasern - ein damals billiges und leicht zu gewinnendes Bekleidungsmaterial - nach der gleichen Methode aufzubereiten, lieferte ein brauchbares festes Papier.

In China wurde in Gräbern der frühen Han-Dynastie (180-50 v.Chr.) das bisher älteste Hanfpapier gefunden. Aus dem Jahre 105 n.Chr. stammt die erste schriftliche Erwähnung der Kunst des Papiermachens. Der chinesische Minister Ts'ai Lun (?-121) beschreibt ein Verfahren zur Papierherstellung: aus den Fasern des Maulbeerbasts, Hanfabfällen, alten Fischernetzen und Hadern wird durch Stampfen in Steinmörsern und unter Zugabe von Wasser ein Brei erzeugt der dann mit einem Sieb geschöpft, gepresst, an der Sonne getrocknet und schließlich mit Steinen geglättet wird.

Diese Nachricht gibt uns einen Hinweis, wie die ältesten Verfahren weiterentwickelt wurden: der Ersatz des Tapa-Klopfens durch ein regelrechtes Stampfen im Wasser ermöglichte die Verwendung von Altmaterial zum Strecken des kostbareren Rohstoffes, des Rindenbastes (Recycling!). Zudem wird gleichzeitig der Ersatz des Geweberahmens durch ein Bambussieb erfolgt sein. Goss man beim alten Eingießverfahren jedes Papierblatt in ein separates Sieb, so genügte beim Schöpfverfahren mit flexiblem Bambussieb ein einziges Sieb, da nach dem Schöpfen das nasse Blatt abgelöst ("gegautscht") und separat getrocknet werden konnte.

Die damalige Handschöpfform der Chinesen bestand aus einem Rahmen, in dem ein mit Seidenfäden oder Tierhaaren verbundenes, feines Bambusgeflecht lose angebracht war und auf den beim Schöpfen ein Deckel gesetzt wurde, damit seitlich kein Stoff abfließen konnte. Mit dieser Form wurde aus einer mit Faserbrei gefüllten Bütte der Stoff geschöpft. Während beim Herausheben der Form das Wasser nach unten durchfloß, lagerten sich die Fasern auf der Bambusmatte ab. Nach Abnahme des Deckels wurde die Form mit dem Papierblatt nach unten auf eine Unterlage gelegt und das biegsame Bambusgeflecht vom Papierblatt abgerollt. Die fertigen Papierblätter wurden sodann ohne Zwischenlage aufeinandergehäuft, nach Fertigstellung eines größeren Stapels ausgepresst und anschließend an der Sonne oder auf andere Weise getrocknet.

Diese verbesserte Technik gestattete die Produktion von sehr feinen Papieren, die zu bevorzugten Schriftträgern wurden. Weitere chinesische Verbesserungen bei der Papierherstellung waren der Einsatz von Stärke als Leimungsmittel sowie der Gebrauch von speziellen Färbemitteln, welche die Eigenschft hatten, Insektenbefall hintanzuhalten.

chinesisches PapierDas hohe Ansehen, das Bildung und Literatur in der chinesischen Kultur genossen, sorgte für eine enorme Nachfrage nach Schreibmaterial. Papier leistete den wachsenden Erfordernissen der chinesischen Verwaltung Genüge. Später wurde es auch in Form von Papiergeld im Geldverkehr eingesetzt. Papier spielte in China auch bei religiösen Riten eine wichtige Rolle. Bei Begräbnissen wurden aus Papier gefertigte, symbolische Objekte verbrannt.

Die zunächst streng gehütete Kunst der Papierherstellung breitete sich von China zuerst nach Korea und Japan aus, wo sich eine sehr anspruchsvolle Papierkultur entwickelte.

 
     





 
     
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