Das Wasserzeichen
Ein Wasserzeichen ist ein hellerer Bereich in einem Papierbogen, meist
ein Bild- oder Schriftzeichen, welcher nur in der Durchsicht (wenn man
den Bogen gegen das Licht hält) klar erkennbar ist. Es handelt sich dabei
um den Abdruck zu einem Muster gebogener Drähte, welche auf dem Schöpfsieb
aufgenäht sind. Sie bewirken in der Stoffschicht Verdünnungen, die im
durchfallenden Licht als hellere Linien erscheinen.
Der ursprüngliche Sinn der Wasserzeichen ist nicht bekannt. Eine der vielen
Theorien besagt, dass sie vermutlich zur Kennzeichnung der Formen für
die des Schreibens nicht kundigen Papiermacher dienten. Wasserzeichen
hatten im Mittelalter vielseitige Bedeutung: sie dienten als Erkennungszeichen
einzelner Papierfabriken, auch als Formatzeichen oder Zunftzeichen. Das
erste nachweisbare Wasserzeichen stammt aus Bologna (Italien) und geht
auf das Jahr 1282 zurück. Es ist ein typisches Merkmal für europäische
Papiere. Noch heute werden Wasserzeichen verwendet: für exklusive Schreib-
und Briefpapiere und als Sicherheitsmarken für Banknoten, Aktien und Reisepässe.
Echtes Wasserzeichen
Es gibt zwei Arten von echten Wasserzeichen.
Linien-Wasserzeichen bestehen aus feinen Linien wie beispielsweise
Schriftzügen, Wappen oder kleinen Symbolen und werden, wie oben bereits
erwähnt, aus dünnem, rostfreiem Draht gebogen und mit Metallfäden spiegelverkehrt
auf das Schöpfsieb genäht. An diesen Stellen bleibt dann
beim Schöpfen weniger Papierbrei stehen und diese nur minimal dünneren
Stellen im Papier bilden das Wasserzeichen.
Licht- und Schatten-Wasserzeichen sind
in der Anfertigung wesentlich komplizierter. Zunächst
muss das Motiv in eine Wachsplatte, die von hinten beleuchtet wird, geschnitten
werden. Die Flächen, Linien, Licht- und Schattenpartien werden unterschiedlich
tief aus dem Wachs gearbeitet. Von diesem Wachsrelief wird ein Abguss
hergestellt und von diesem wiederum werden durch Galvanisierung ein Negativ-
und ein Positivrelief aus Bronze angefertigt. Zwischen diese beiden Bronzeplatten
wird ein feines Kupfersieb gelegt. Durch festes Zusammenpressen werden
die Formen in das Sieb übertragen. Dieses Metallsieb wird auf einen Schöpfrahmen
aufgenäht und bewirkt dann beim Schöpfen, dass an den erhabenen Stellen
weniger, an den vertieften Stellen dafür mehr Papierbrei verbleibt.
Die Erfindung der Papiermaschine benötigte eine neue Technik, um Wasserzeichen
in die endlose Papierbahn einzubringen. Im Jahre 1827 wurde von T.G. Marshall
in London die Wasserzeichenwalze (Egoutteur) erfunden. Das Egoutteur-Wasserzeichen
wird auf der Siebpartie der Papiermaschine mit Hilfe des mit einem Metallsieb
überzogenen Egoutteurs erzeugt. Die Schriftzüge oder Bilder sind auf dem
Egoutteursieb aufgelötet oder das Sieb ist entsprechend geprägt. Durch
Eindrücken in das noch feuchte Faservlies ergeben sich dünnere Stellen,
die in der Durchsicht als Wasserzeichen erkennbar werden. Durch entsprechende
Gestaltung des Egoutteurs können auch Rippungseffekte wie beim Vergé-Sieb
erzielt werden.
Unechtes Wasserzeichen
Da die Anfertigung eines Wasserzeichen-Egoutteurs sehr aufwendig und
teuer ist, wurde mit dem Molette-Wasserzeichen eine kostengünstige
Alternative gefunden. Dabei handelt es sich aber um eine Verdichtung (Prägung)
der feuchten Papierbahn, nachdem diese das Langsieb bereits verlassen
hat. Mit Hilfe von Gummiringen (Molette-Ringen) auf welchen - wie bei
einem Stempel - die gewünschten Zeichen erhaben angebracht sind, werden
diese in die Papierbahn eingepresst. Diese Zeichen lassen sich durch Befeuchten
wieder entfernen. Molette-Wasserzeichen können als Seitenrand-Wasserzeichen
(bei schmalem Bogen) oder als Fußrand-Wasserzeichen (bei breitem Bogen)
ausgeführt werden.
Weitere unechte Wasserzeichen entstehen außerhalb der Papiermaschine durch
Bedrucken mit farblosem Lack, speziellen Chemikalien, oder durch Prägen.
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